Wir sind nicht die ersten, die sich bisweilen über den georgischen Fahrstil wundern. So schreibt Alexandre Dumas, der Mitte des 19. Jahrhunderts auf seiner Reise durch den Kaukasus unterwegs von Nucha (heute: Şəki/Aserbaidschan) nach Tbilisi ist:
„Wenn ich in die Tiefe hinuntersah und die Entfernung, die uns von der Ebene trennte, mit den Blicken maß, fühlte ich mich bei jeder Biegung des Weges von einem Schauer durchbebt. Unser Kutscher schien wirklich den Teufel im Leibe zu haben; sobald es bergab ging, setzte er seine Pferde in Galopp, so daß alle unsere Kosaken zurückblieben. Diese tolle Bergabfahrt, die zwei Stunden dauern sollte, wurde in fünfzig Minuten zurückgelegt.“John Steinbeck und Robert Capa kommen 1948 anlässlich einer Reportagereise durch die Sowjetunion nach Georgien. Über ihren georgischen Fahrer schreibt Steinbeck:
Alexandre Dumas: Gefährliche Reise durch den wilden Kaukasus. 1858-1859. Edition Erdmann: Lenningen 1995, S. 166
„Unser Fahrer war, wie üblich, ein ehemaliger Kavallerist, und er fuhr ausgerechnet einen Jeep. [...] Er liebte den Jeep, denn dieser kletterte beinahe senkrecht bergauf, konnte um Ecken flitzen und über Düker springen. Er fuhr in Bäche und verspritzte Wasser und tauchte auf der anderen Seite wieder auf. Er fuhr wie ein Verrückter, er fürchtete niemanden. Immer wieder drängten ihn empörte Fahrer an den Bordstein, und es kam zu heftigen Wortwechseln in georgischer Sprache, und unser Mann lächelte und fuhr davon. Er gewann alle Gefechte. Wir liebten ihn.“
John Steinbeck: Russische Reise. Mit Fotografien von Robert Capa. Büchergilde Gutenberg: Frankfurt/M., Wien, Zürich 2010, S. 204Nochmal Steinbeck, in der Nähe von Gori:
„Die Straßen waren schmal und uneben, und an manchen Stellen wurde sie von Bächen durchschnitten. Unser Fahrer jauchzte vor Freude, denn das gefiel ihm. Er fuhr mit halsbrecherischer Geschwindigkeit über die schmalen Straßen, und er beobachtete genau, ob wir Angst bekämen – und wir bekamen Angst. Wir mußten uns mit beiden Händen festhalten, um nicht aus dem Jeep geschleudert zu werden. Er durchpflügte die Bäche so stürmisch, daß sich das Wasser wie ein Katarakt über das ganze Auto ergoß“
Ebd., S. 226f.