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Sonntag, 19. Februar 2012

(2) Spazieren in Tbilisi

Sonntag in Tbilisi. Pech am georgischen Nationalmuseum: "heute nur mit Einladung". Der Rustaweli-Boulevard ist voll mit Polizei. Nach einer Demo sieht es aber nicht aus. Ein Fest? Eine Parade? Irgendwann fahren Autos von EU-Repräsentanten vorbei, mehr verstehen wir nicht. Also ergeht der Beschluss, nach Mzcheta, der alten Hauptstadt zu fahren. Wieder in die Tiefe, nach Schwefel riechende, feuchte Metro Richtung Hauptbahnhof, von wo wir die Elektritschka (S-Bahn) nehmen wollen, da das Bussystem noch nicht durchschaut. Aber Pech auch am Bahnhof: Die Elektritschka fährt erst in zwei Stunden. Also ein weiterer Stadtspaziergang. Zunächst zum Mardshanischwili-Viertel, was (noch) nicht so vollsaniert ist wie die Innenstadt, trotzdem zahlreiche schöne Häuser und auch massig Baustellen.
Georgisches Kindertheater (!)
Nach dem ersten echten georgischen Essen, mit ebensolcher, also unlesbarer Speisekarte, von der Metrostation Mardshanischwili einen schönen Boulevard entlang in Richtung Fluss, gehen wir über mehrere Brücken hin und her, um schließlich in einer völlig neuen Parkanlage direkt unterhalb des Präsidentenpalasts zu landen. Ein absurd postmodernes Setting, mit Picknicktischen, Spielplätzen, Schachfeldern und einer Fußgängerbrücke mit geschwungenem Dach, das Ganze aus weiß lackiertem Stahl und Glas, das angeblich aus der rheinischen Kleinstadt Wiehl (!) geliefert wurde.
Abanotubani mit Festung
Auf der Brücke drängen sich zahlreiche Hochzeitsgesellschaften, die ihre Hochzeitsfotos vor der Kulisse von Abatunobani, dem alten Bäderviertel, machen, mit drei spektakulären Kirchen und Felsen im Hintergrund. Wieder in der Altstadt stoßen wir zufällig auf die Quelle der Hochzeitswanderungen: eine Kirche, in der gerade geheiratet wird. Die Zeremonie wird von mindestens drei Priestern abgehalten, allerdings ziemlich informell, einschließlich Smalltalk und Handyklingeln, woran sich niemand zu stören scheint. Die Kleidung der Hochzeitsgäste ist festlich, aber nicht gerade traditionell, wie sonst in den Kirchen, die Frauen ohne Kopfbedeckung, auf High Heels und in kurzen Röcken.