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Sonntag, 19. Februar 2012

(13) Kasbegi – Ein Mann und eine Stadt

Angekommen in Kasbegi/Stepanzminda, stürzen zehn alte Frauen auf die Marschrutka zu und wollen die wenigen touristischen Insassen in ihre Homestays locken. Schon vor Ortseingang wird die Marschrutka von einem Mann abgefangen, der anscheinend Taxifahrer ist und die Frauen austricksen will, indem er die Touristen schon vor Kasbegi mit seinem Übernachtungsangebot überrumpeln will. Da aber alle ablehnen, trollt er sich entnervt in seinen Ladajeep.


Laden und Lada

Die Polinnen fallen dann in Kasbegi doch auf sein angebliches Angebot herein und werden, wie wir später erfahren, in seinem wenig privaten Esszimmer einquartiert. Der „böse Wassili“ ist wirklich ein „Lügner“, so die Polinnen: Das Zimmer existiert nicht, es ist kalt, das Essen schlecht. Kalt ist es allerdings in Kasbegi, besonders da, wo keine Sonne hinkommt, z.B. in einem Zimmer im Erdgeschoss mit kleinem Fenster, natürlich ohne Heizung – nicht nur beim bösen W., sondern überall!
Unsere Gastgeberin Nunu, die uns Jason in Telawi empfohlen hatte, ist sehr nett, spricht ein rustikales Russisch und kocht abends ein einfaches und leckeres Essen. Nach Rundgang durchs Städtchen und Besuch des Kasbegi-Museums, das zum einen dem Schriftsteller Alexander Kasbegi, zum anderen dem Bau der Georgischen Heerstraße gewidmet ist, müssen wir uns nach dem Abendessen aufwärmen. So kehren wir in der einzigen richtigen Gaststätte von Kasbegi ein, wo Wassili wieder auftaucht, der sich ein üppiges Essen bestellt, von dem er kaum etwas isst – während die Polinnen bei ihm zu Hause hungern.

Auch in Kasbegi beliebt: die Miniatur
Nach einigen Chachas wirkt er jetzt versöhnlich, nachdem er uns nachmittags angepöbelt hatte, weil wir seine Vermietungsavancen mit eindeutigem ARA, ARA abgelehnt hatten. Die Geschichte kennt bald das ganze Dorf. Nach mehreren Chais und Chachas trauen wir uns zurück in die kalte Bude. Zum Glück ist abends der Strom wieder da, der tagsüber regelmäßig abgeschaltet ist wegen Bauarbeiten. Warme Bettdecken, dünne Luft und tiefer Schlaf.