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Sonntag, 19. Februar 2012

(5) Signagi – Der grüne Hügel

Hosteltalk

Nach dem weinseligen Nachmittag in Mzechta beschließen wir den Abend auf dem Balkon des Hostels. Dort kommen gerade ein paar Amerikaner von einem Trip nach Swanetien zurück – 16 Stunden Fahrt von Tbilisi, einmal übernachten und zurück. Wir wundern uns: zwei Tage Marschrutka nonstop, ein paar Stunden durch ein abgelegenes Bergdorf wanken, womöglich im Regen, und dasselbe am nächsten Tag in umgekehrter Richtung ... Was der Spaß daran ist, bleibt offen. Dafür bekommen wir verschiedene Tipps wie: „Cancel Kazbegi and go just to Swaneti“. Oder: „Don’t go to Kacheti“. Begründung: Saison sei dort nur im Herbst, ansonsten langweilig. Oder: Den besten Wein gebe es in Westgeorgien, nicht in Kachetien. Wir befolgen keinen dieser Ratschläge und fahren am nächsten Tag nach Kachetien.

Nach Signagi

On the road
Nach den Randbezirken von Tbilisi wird die Landschaft immer hügeliger und grüner. Nennenswerte Städte kreuzt man nicht. Die Schilder sind größtensteils zweisprachig, georgisch und englisch. In Signagi angekommen, sind die einzigen offensichtlichen Übernachtungsgäste, was unweigerlich diverse Zimmerangebote auf der Straße nach sich führt. Wir lehnen alle ab und fragen nach einer Adresse. Rätselhafter Weise kommt uns Nana, unsere zukünftige Gastgeberin, schon auf dem Weg entgegen, offenbar bereits über unser Kommen informiert. So beziehen wir ein super Zimmer in einem wunderschönen alten Haus, stilvoll eingerichtet mit alten Möbeln. Nette Leute, alle sprechen englisch, geben Tipps, die wirklich gut sind, es gibt Kaffee und Tee.

Rundgang durch die komplett sanierte Innenstadt und erster Blick auf den großen Kaukasus. Aussicht von einem Turm der Stadtmauer: auf der einen Seite grüne Hügel, überall Wald, auf der anderen Seite ein breites Tal, eine Ebene, die sich bis nach Aserbaidschan erstreckt, dahinter der Kaukasus, Dagestan. Oben hohe Berge, viele mit Schnee. Das Gebirge erscheint spektakulär, da es sich wie eine Wand steil und abrupt erhebt, zumindest sieht es von hier so aus, dass es gar kein Vorgebirge gibt. In der Stadt gibt ein sehr schönes, nagelneues Museum mit einer Abteilung zur kachetischen Geschichte – es gab hier, parallel zu Mesopotamien, eine frühe Hochkultur – und einer Malereiabteilung: Ein Saal ist dem berühmten georgischen Maler Pirosmani gewidmet, ein Saal der „Westeuropäischen Malerei“, und hier staunt man nicht schlecht: Da hängen Bilder u.a. von Tizian einfach so rum, mehr oder weniger unbewacht, unglaublich! Auch das Museum hat wieder eine spektakuläre Aussicht auf den Kaukasus.

Für den nächsten Tag organisiert unsere Gastgeberin uns ein Taxi nach Dawit Garedscha, einem frühchristlichen Kloster und religiösen Zentrum im äußersten Südwesten Georgiens, von Signagi ca. 70-80 km entfernt, was übersetzt zwei Stunden Autofahrt bedeutet.