
Unsere erste Marschrutka-Fahrt geht am nächsten Tag nach Mzcheta, die frühere georgische Hauptstadt, mehr als 3000 Jahre alt, mittelalterliche Handelsmetropole an der nördlichen Seidenstraße und bis heute religiöses und mythisches Zentrum Georgiens. Die Marschrutka-Station Didube liegt tatsächlich mitten in einem Basar und ist genauso chaotisch. Also aufpassen, dass man nicht in einem Taxi nach Wladikawkas oder sonstwohin landet. Ersteres ist das einzige, was zu entziffern ist, da kyrillisch geschrieben, ansonsten alles in georgischer Schrift. Aber das Analphabetentum nötigt zur Kontaktaufnahme, und mit Fragen kommt man immer weiter.
Nach kurzer Fahrt durch die postsowjetischen Außenbezirke von Tbilisi geht es über eine Brücke in die alte Stadt Mzcheta, die anscheinend vor Kurzem modellhaft restauriert wurde. Im Zentrum die Hauptkirche, umgeben von einer festungshaften großen Mauer, wie eine Stadtbefestigung, aber nur für die Kirche!
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Sweti Zchoweli |
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Festungsanlage der Kirche Sweti Zchoweli
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Minatur der Grabeskirche in Jerusalem |
Sweti Zchoweli aus dem (4.-) 11. Jahrhundert. In der Kirche, um die sich viele
Legenden ranken, die mit der heiligen Nino zu tun haben, gibt es eine Miniaturausgabe der Grabeskirche von Jerusalem, die so hoch ist, dass sie gerade eben in das rechte Seitenschiff passt! Nachbildung eines Pilgerorts für diejenigen, die sich eine Pilgerreise nach Jerusalem nicht leisten können, die aber das georgische Nationalheiligtum aufsuchen.
Auf der Suche nach der Samtawro-Kirche aus dem 4. Jh. landen wir zunächst in einem Klostergarten mit einer winzigen Kapelle, von wo man einen guten Blick auf den gegenüberliegenden Berg mit der Dschwari-Kirche hat – wieder eine Legende um die heilige Nino und außerdem Unesco-Weltkulturerbe.
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Kapelle neben Samtawro aus dem frühen 4. Jh. |
Neben der Samtawro-Kirche, die wir nach langer Suche doch noch am
anderen Ende des Altstadtkerns finden, steht eine winzige Kapelle: der
älteste christliche Sakralbau in Georgien, wieder aus der Zeit Ninos.
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Die heilige Nino |
Das Museum der Stadt, das von der Frühgeschichte der Region erzählt, ist leider geschlossen, also steigen wir ins praktischer Weise nebenan stehende Taxi und jagen auf den Berg mit der Dschwari-Kirche.
Von hier aus überblickt man das ganze Tal mit den 2 Flüssen – Aragwi und Mtkwari (russisch: Kura) – und kann sich vorstellen, wie die Karawanen im Mittelalter hier durchzogen – von Nord nach Süd, vom Schwarzen Meer Richtung Kaspisches Meer, auf der alten Seidenstraße, und von West nach Ost, von Armenien, dem kleinen Kaukasus in Richtung großer Kaukasus.
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Hoch über Mzcheta thront Dschwari |
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Mzcheta von oben |