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Sonntag, 19. Februar 2012

(12) Die georgische Heerstraße

Fliegender Händler in Didube/Tbilisi
Die Marschrutka ist schnell gefunden, aber voll. So verbringen wir 1 ½ Stunden im Marschrutka-Revier und finden heraus, dass das Chaos hier tatsächlich System hat. Die nächste Marschrutka ist, oder besser: scheint zu mehr als der Hälfte voll mit Gepäck in Form von riesigen karierten Tüten. Aber weit gefehlt – da geht noch was. Als zwei Polinnen auftauchen, die mitfahren wollen und auf Russisch - ab jetzt geht’s nur noch auf Russisch –, gegen die ständige Zuladung von großen kastenförmigen Tüten protestieren, müssen alle lachen. Die Marschrutka wird trotzdem bis in den letzten Winkel voll beladen. Und los geht’s.

Die Polinnen sind beide Musikerinnen und wohnen in Paris. Sie sind über Polen und die Ukraine mit dem Schiff nach Georgien gekommen und machen einen superaktiven Eindruck. Während der Fahrt über die georgische Heerstraße, die sich immer weiter, bis über 2300 m, in die Berge Richtung Russland windet, läuft ein absurder Musikmix. An einer besonders spektakulären Stelle der dreistündigen Fahrt läuft tatsächlich L’Italiano, worauf die Zentraleuropäer heftig kichern müssen und mitsingen.

Festung Ananuri


Lasciatemi cantare
perché ne sono fiero
sono un italiano
un italiano vero ...




Seltsamer Aussichtspunkt

Der Weg, schon in der Antike als Karawanenweg beschrieben und seit dem 18. Jh. zur "Heerstraße" ausgebaut, ist an sich schon spektakulär. Zwischen ständig wechselnden Landschaften, von subtropisch bis alpin, an einem riesigen Stausee entlang, dann zwischen kaum bewachsenen, immer steileren Schieferwänden bohrt sich die Passstraße nach oben.




Irgendwo beim Kreuzpass (2395 m)

Hinter dem einigermaßen grotesk anmutenden Skiressort Gudauri – der letzte Ort, der im Winter von Süden, also von Georgien aus erreicht werden kann –, das ein Mix aus alt, neu und unfertig ist, nur noch Piste. Kilometerlang zieht sich die Piste über den Hauptpass des Kaukasus, während die Berge rundherum immer höher und unbewachsener werden.



Durch die Wolken ...

Schneereste, teilweise rot eingefärbt, die Berge wie zerschnitten, hier und da Kreuze, oft mit Bildnissen von Personen. Wegen Wolken und Regen gibt es auf dem Kreuzpass meist nur Nahsicht, manchmal tauchen aber die 4000 - 5000 m hohen Gipfel des Kaukasus auf. Hinter dem Pass geht es abwärts in Richtung Kasbegi  – das eigentlich jetzt Stepanzminda heißt, was aber keiner sagt, auch auf den Marschrutkas steht Kasbegi, meist in kyrillischer Schrift.


... auf die andere Seite des Kaukasus

Wir sind jetzt im Nordkaukasus, alles Wasser fließt nach Norden, in Richtung Russland, und dann nach Osten, ins Kaspische Meer. Die nächste größere Stadt von hier aus ist Wladikawkas, die Hauptstadt der russischen Republik Nordossetien. Der Grenzübertritt nach Russland ist aber für Ausländer (Nicht-Georgier und Nicht-Russen) verboten.